WEIN VERKOSTER
Es ist soweit ! Ich habe den 2008er Berg Rottland schon einige Male mit viel Freude getrunken. Aber jetzt ist er voll auf der Höhe. Für einen ja eigentlich eher kühlen 08er kommt er erstaunlich viskos ins Glas. Auch die Farbe lässt auf viel Extrakt schließen. Und dann die Nase : was für ein Antritt !!! So herrlich konzentriert mit extrem tiefen Saft und nicht minder tiefer Mineralik. Man könnte an eine hochgradige Auslese oder eine Beerenauslese glauben. Dennoch spielt der Alkohol praktisch keine Rolle. Diese Nase ist so komplex und harmonisch, dass ich sie sehr gerne als Anschauungsobjekt konservieren würde : So duftet Riesling, wenn alles perfekt zusammenspielt - Lage, Wetter und Weinmacher.
Es überrascht nach dieser Nase eigentlich nicht, dass auch der Gaumen absolut umwerfend ist. So dicht und konzentriert und dabei doch irgendwie leichtfüßig. Saftig und Süße vortäuschend. Die Säure hält sich vornehm im Hintergrund, ist aber dennoch ausreichend vorhanden. Man kann tropische Früchte, wie Mango und Papaya schmecken, aber auch eine Spur Honig ( vielleicht spielt hier doch auch etwas Botrytis eine Rolle ? ). Die Mineralität gibt dem Ganzen eine herrliche Klarheit. Das schmeckt einfach dermaßen großartig, dass man fast übersehen könnte, wie groß dieser Riesling wirklich ist. Diese Paarung aus Kraft und Harmonie ist nur extrem selten zu finden, weil einfach auch der Zeitpunkt nicht leicht zu treffen ist. Hier und jetzt ( 2/2020 ) habe ich für mich einen perfekten Riesling im Glas !
Damit ist der Rüdesheimer Berg Rottland Erstes Gewächs von Johannishof neben dem legendären 2006 zum 2. Mal in meiner Top Ten der trockenen Rieslinge vertreten - und ich glaube, der 2012er wird in ein paar Jahren dazu kommen.
20 / 20 Punkte
Sven Lockenvitz