WEIN VERKOSTER
Ha - was für eine Nase ! Unglaublich druckvoll und konzentriert. Sehr deutlich mineralisch und noch deutlicher fruchtig. Alle tropischen Früchte auf einmal. Aber auch einige Kräuter könnte man erkennen. Nach etwas Luft dominiert vielleicht doch die Grapefruit und sogar Mandarine. Ich hatte blind zuerst an einen großen österreichischen Smaragd gedacht, bevor ich mich dann doch noch rechtzeitig an eine denkwürdige Begegnung mit einer trockenen Goldkapsel von Leitz erinnerte. Das nenne ich dann mal Wiedererkennungswert.
Der Gaumen ist genau so dick und konzentriert, wie die Nase es vermuten lässt. Sehr stoffig und enorm druckvoll. Auch hier findet man Unmengen von reifen Früchten aus der ganzen Welt. Die Citrusnoten sind aber durchaus sehr präzise und die Mineralität bildet natürlich das Rückgrad. Die Säure kann da nicht 100%ig mithalten. Dadurch wirkt der 2006er Schlossberg nicht eben frisch und knackig. Aber es ist ja auch ein 2006er - der hat andere Qualitäten ! Sicher einer der längsten Abgänge, den man in einem fast trockenen Riesling haben kann.
Der Schlossberg Alte Reben hat die lustige Bezeichnung " feinherb ". Das trifft messtechnisch natürlich zu, führt den Wein-Neuling aber sicher in die Irre. Wir haben es hier gefühlt mit einer Beerenauslese zu tun, die es nicht ganz zu einem trockenen Riesling geschafft hat. Immerhin haben wir hier auch 14,5 % Alc. im Glas. Derartige Rieslinge habe ich bisher eigentlich ausschließlich aus einer der Rüdesheimer Lagen ( Rottland, Schlossberg oder Roseneck ) aus dem Jahr 2006 gefunden. Die Leitz-Weine scheinen mir die extremsten zu sein, aber auch der Berg Rottland vom Johanneshof ( Eser )2006 Großes Gewächs ging genau in diese Richtung und war lange Zeit einer meiner absoluten Lieblings-Rieslinge.
19 / 20 Punkte
Sven Lockenvitz