WEIN VERKOSTER

1988 Bertani Amarone della Valpolicella Classico

Italien | Amarone della Valpolicella Classico
Bertani
Rondinella und Corvina Veronese
/ 20

Schon frisch geöffnet enorm konzentrierte Nase mit sehr viel Kaffee ( auch Milchkaffee ), Schokolade, Vanille, Rosinen und Kirschen. Später kommen noch Pflaumen, Tabak, Tee, Gewürze und etwas Eucalyptus hinzu. Sehr konzentriert und immer komplexer werdend. Man kann eine leicht Oxidation erkennen, die aber nicht bedenklich ist, da sie aus der mindestens 7 Jahre dauernden Fasslagerung stammt. Wie bei einer traditionell gemachten Rioja Gran Reserva, lässt die leicht Oxidation den Wein extrem langlebig werden, da er jetzt fast immun gegen normale Oxidation wird. Bemerkenswerterweise erkennt man in der Nase auch die stattlichen 15 % Alc. nicht. Bertani erklärt das durch eine extrem langsame Gärung bei sehr niedrigen Temperaturen. Dadurch entstehen im Wein höhere Alkohole und Glycerine. Da muß was dran sein, denn selbst die jüngsten Jahrgänge ( momentan der 2006er ) wirken niemals sprittig.

Der Gaumen überrascht mit ziemlich hoher Säure und sehr guter Struktur. Die Tannine sind durchaus mundfüllend, aber geschliffen. Auch hier keineswegs zu viel Alc.. Obwohl natürlich eher schwergewichtig wirkt der Bertani Amarone Classico doch auch frisch und vor allem sehr harmonisch. Momentan ist mir die Säure vielleicht noch eine Spur zu dominant, aber das gibt sich in den nächsten Jahren. Außerdem ist das so immernoch wesentlich besser, als bei den allermeisten anderen Amarone, wo genau diese Säure fehlt. Somit sind Bertanis Amarone sowohl Weine für Amarone-Fans, als auch für Weintrinker, denen die einfachen Amarone nie gefallen haben. Die schlechte Nachricht ist, dass man für einen gereiften Jahrgang mindestens 100,- und gerne auch 150,-€ hinlegen muß. Die gute Nachricht ist, dass die Weine sehhhr langlebig sind und es praktisch keine schlechten Jahrgänge gibt.

18,5 + /20 Punkte

Sven Lockenvitz