WEIN VERKOSTER
Eigentlich macht es nur wenig Sinn, einen 83er Musar zum Wein des Monats zu ernennen. Erstens sind die gereiften Musars extrem wandelbar ( sowohl von Monat zu Monat in der Flasche, als auch von Minute zu Minute im Glas ). Zweitens hätte ich auch kein Problem, 10 andere Jahrgänge auszuwählen, die sich alle genau jetzt auf dem Höhepunkt zu befinden scheinen( und dennoch alle Luft für viele weitere Jahre haben ). Und drittens, weil Musar immer stark polarisiert. Die einen hassen ihn, die anderen lieben ihn und noch viel mehr haben ihn noch nie getrunken. ( Übrigens bin ich davon überzeugt, dass sich viele Hasser überzeugen ließen, wenn sie nur mal einen reifen Musar verkosten würden. )
Der 83er zeigt sich momentan schon ohne Luft sehr offen und absolut typisch. Ich hatte ihn in einer Blindprobe zwar für einen 81er gehalten, aber doch recht sicher auf Musar getippt. Man kann sehr oft lesen, dass der Musar jahrgangsabhängig mal für einen Bordeaux und mal für einen Burgunder gehalten wird. Das ist mir eher unverständlich. Entweder ich erkenne ihn blind oder ich halte ihn immer für einen südlichen Rhonewein. Auch wenn der Cabernet hier eine wichtige Rolle spielt, hatte ich noch bei keinem einzigen Musar jemals Cabernet in der Nase erkannt. Auch der 83er hier könnte sehr wohl auch ein sehr gut entwickelter 90er Chateauneuf sein. Sehr viel süße Frucht, auch mit etwas Rosinen, Schokolade und typischerweise Gewürzen.
Der 83er trinkt sich momentan gleichermaßen weich, rund aber eben auch noch immer sehr druckvoll und konzentriert. Die Tanine sind noch gut zu spüren aber die Süße und der Schmelz dominieren eindeutig. Sehr gute, warme Länge, bei einer fast sahnigen Textur. Wunderschön und scheinbar fast unsterblich.
18,5 / 20 Punkte